»Ändert eine Halle voller Kunst das Mindset der Mitarbeiter?«
manager magazin
Für gelingende Transformation braucht es Offenheit. Aber wie erzeugt man diese Offenheit in einer von Hierarchien und Erwartungshaltungen geprägten Unternehmenswelt? Wie lässt sich das Denken einer Organisation tiefgreifend verändern, damit Transformation wirklich gelingen kann?
Dazu durchlaufen 5.000 Führungskräfte einen mehrstündigen Parcours, in dem sie sich mit Kunstwerken, u.a. von Gregor Schneider, Julius von Bismarck, Tomas Saraceno und Erwin Wurm auseinandersetzen. Die Auseinandersetzung mit Kunst soll helfen, ins Nachdenken über sich selbst zu kommen – „Es geht um Selbstreflexion und die Frage, wer könnten wir sein“, so Gunnar Kilian, Konzernpersonalvorstand der Volkswagen AG und Ralph Linde, dem Leiter der Volkswagen Group Academy.
Die Idee für den Parcours hatte Ralph Linde, kuratiert wurde die Ausstellung von Friedrich von Borries und Torsten Fremer von Vorstellungskraft X.
Das Ziel des Ganzen? Die eigenen Selbstverständnisse hinterfragen. Mit der Frage »Wie durchbreche ich alte Muster?« durchlaufen die Manager:innen eine Installation von Gregor Schneider, mit »Wie viel Risiko bin ich bereit einzugehen«? konfrontiert der Filmemacher Jakob Brossmann sie mit den Wagnissen von Sicherheitsleuten und Fabrikbesetzer:innen, und mit dem Schriftsteller Juan Guse fragen sich die Teilnehmenden in der abschließenden Installation: »Welches Urteil wird einmal über uns gefällt werden?«
Doch auch das gemeinschaftliche kommt nicht zu kurz; auf dem Parcours backen die Manager:innen unter der Anleitung der Designer:innen Maciej Chmara und Ania Rosinke ihr eigenes Brot – tauschen dabei untereinander ihre Biome undlernen, dass alles was sie tun Spuren hinterlässt.
Ausgestellt sind die Arbeiten von 15 zeitgenössischen Künstler:innen, die zum Teil eigens für das Projekt entwickelt wurden, das in einer ehemaligen IndustrieMontagehalle auf dem Werksgelände in Wolfsburg installiert wurde. In Gruppen von 24 Personen durchlaufen die Teilnehmenden den 3-stündigen Parcours. Insgesamt drei Monate läuft das Programm. Im Anschluss haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, in vertiefenden Coachings von Künstler:innen und thematischen Workshops noch intensiver die eigenen Verhaltensmuster zu hinterfragen.
»Das Besondere unseres Ansatzes ist, dass es ganz ohne Erklärungen auskommt«, erklärt der Initiator Ralph Linde. »Im Fokus stehen Denkimpulse statt Rezepte und Fragen anstelle von Antworten.Anstatt an Verstand und Vernunft zu appellieren, geht es direkt in Herz und Bauch.«
Auch aus Sicht von Torsten Fremer ist der Parcours für Veränderung ein besonders Projekt. »Selten traut man sich bisher in Unternehmen, existentielle Fragen so offen zu stellen und zuzulassen.«
Nachdem die ersten 1.000 Teilnehmenden den Parcours absolviert haben, sind die Organisator:innen überzeugt, einen Nerv getroffen zu haben. Denn die Reaktionen sind sehr emotional – von Irritation und Traurigkeit zu Begeisterung und Freude. »Kunst«, so Friedrich von Borries, »erreicht Menschen eben an einem anderen Punkt als klassische Weiterbildungsmaßnahmen«. Dass die Teilnehmenden von den Erfahrungen, die sie in der Ausstellung machen irritiert werden, ist übrigens volle Absicht des Projektes. Denn am Ende ist nichts irritierender, herausfordernder als echte Veränderung.
Idee: VW Group Academy, Ralph Linde
Kuratorisches Konzept: Vorstellungskraft X: Friedrich von Borries und Torsten Fremer
Beteiligte Künstler:innen: Chmara.Rosinke, Jose Dávila, Julius von Bismarck, Erwin Wurm, Juan Guse, Gregor Schneider, Jakob Brossmann, Frieder Bohaumilitzky, Tomás Saraceno, Andreas Greiner, Michale Sailstorfer, Juan Guse, Rozbeh Asmani, Rebecca Ann Tess
Ausstellungsarchitektur: Kooperative für Darstellungspolitik
Ausstellungsgrafik: Ingo Offermanns
Produktion: Klubhaus. Agentur für intelligente Live-Kommunikation: Cynthia Lammich und Romy Brunken
Projektleitung Volkswagen Akademie: Daniela Galetto